1909: Am Anfang waren es einige Frauen, die von der Bibel ergriffen waren und denen Gott regelrecht das Herz füreinander aufgetan hatte. Diese Frauen trafen sich einfach in einem Wohnzimmer, um regelmäßig miteinander in der Bibel zu lesen und zu beten. Bald kamen aber auch ein paar Männer aus Nürnberg dazu - ein fester Kreis bildete sich, der immer größer wurde.
1921: Man wollte nicht unter sich bleiben, sondern auch andere an der Gemeinschaft teilhaben lassen, die einen selbst so auerfbaute. Also mietete man einen Wirtshaussaal, bestellte einen Redner und machte Werbung in Röthenbach. Wofür? Für eine "Stunde" mit dem Evangelium, für eine "Evangelisation". Der Besuch war von Anfang an sehr gut.
1923: Aus der Gemeinschaft wurde "Arbeit", denn viele waren interessiert und brachten auch ihre Sorgen, Nöte und Probleme mit. Deswegen schloss man sich dem Hensoltshöher Gemeinschaftsverband (HGV) an, unter dessen Wirken wiederum Diakonissen vom Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhaus Hensoltshöhe nach Röthenbach entsandt wurden, um sich der Menschen anzunehmen.
1925: Durch das Wachstum der Gemeinschaft wurde es nötig eigene Räume zu haben. So kaufte man für 7300 Reichsmark eine alte Fahrradfabrik und baute sie zu einem Versammlungsraum samt Schwesternwohnung um. Der persönliche Einsatz von Zeit und Geld der Gemeinschaftsleute war enorm - lag um 1925 der durchschnittliche Monatslohn einer 4-Köpfigen Familie doch nur bei etwa 130 Reichsmark, denen heute (2018) ca. 430€ entsprechen - drückte aber vor allem ihren Zusammenhalt untereinander, ihren Glauben und ihre Faszination aus, die gute Botschaft von Jesus Christus weiterzugeben.
Man gründete unter anderem einen Jugendbund mit Entschieden für Christus - Bayern (EC) und startete die "Blättermission" (beides 1923), bei der bis heute christliche Literatur in die Häuser der Umgebung verteilt wird. Im Jahr 1924 entstand auch
ein Chor, der lange Zeit jeden Sonntag in einem anderen Stadtteil von Röthenbach auf der Straße Kirchenlieder sang und den Menschen dabei einige Bibelworte zusprach.
Besonders aber pflegte man (vor allem durch die Diakonissen, doch jeder andere auch entsprechend der Kraft, die man zur Verfügung hatte) den Dienst am Nächsten, woraus in verschiedenen Etappen (Anfang der 1930er Jahre: "Evangelischer Krankenpflegeverein" → 1993: "Evangelischer Diakonieverein Rückersdorf-Röthenbach e.V.") unter anderem die heutige "Diakonie unteres Pegnitztal gGmbH" (→ 2000) entstanden ist.
Spätestens seit 1989 gehören auch (Gemeinde-)Freizeiten selbstverständlich zum Gemeinschaftsleben dazu, in denen in besonderem Maß das Miteinander gepflegt wird, das ohnehin seit 1909 ein Erkennungsmerkmal der LKG darstellt.
Prägend war vor allem ein immenser Tatendrang und, wie gut am Beispiel des Chores zu sehen, die Hingabe dafür, seinen Glauben an Jesus in Röthenbach zu bezeugen.
Dieser eigene Zeugendienst zeigte sich in der LKG besonders an der Art und Weise des praktischen Umgangs miteinander. Das kam durch den Einfluss und die Prägung der hensoltshöher Diakonissen vor allem in Diakonie und einem frommen Lebensstil zum Ausdruck.
Das hieß nach außen: diakonische Hilfe am Nächsten, besonders an alten, kranken, bedürftigen und seelisch notleidenden Menschen, immer verbunden mit der Perspektive, ein ermutigendes Wort aus der Bibel weiterzugeben; und nach innen: enge Gemeinschaft, vertrauensvoller Zusammenhalt, familiäres Miteinander, in dem einer der anderen Lasten mitträgt, vor allem im Gebet und in Bibelstunden (die so genannte "Stund"), in denen man wöchentlich neue Inspiration für den Alltag suchte.
Vieles davon ist bis heute so geblieben. Man ist besonders daran interessiert den Menschen in ihrem Alltag mit der frohen Botschaft von Jesus zu begegnen.
Auf dem 1925 erworbenen Grundstück wurde in den Jahren 1962/63 unser heutiges Gemeindehaus in der Schützenstraße mit einem Saal und zwei Wohnungen errichtet. Die durch den Neubau entstandenen Raumverhältnisse führten, wie auch 1986, als erneut umgebaut und vergrößert werden musste, dazu, die Gemeinschaftsarbeit jeweils intensiver zu gestalten. In den 1990er Jahren prägten vor allem junge Familien und eine starke Kinder- und Jugendarbeit das Bild der LKG Röthenbach (hier ein Foto von 1999).
Doch die Zeiten änderten sich. Durch den Rückgang der Schwesternschaft war das Diakonissen-Mutterhaus immer weniger in der Lage, die LKG Röthenbach mit Diakonissen auszustatten (zeitweise taten 3 Diakonissen zeitgleich ihren Dienst in Röthenbach). 2015 ging die letzte Diakonisse aus der LKG in den Ruhestand.
Das führte dazu, dass Jugendreferenten (1993-2008) und Pastoren (seit 2008) angestellt wurden, wodurch sich aber auch das Gepräge der LKG verändert hat. Der Fokus verlagerte sich allmählich von diakonischer Gemeinschaftsarbeit hin zu einer eigenständigen Gemeindearbeit. Es entwickelte sich ein Bewusstsein, dass man neben den Kirchengemeinden in Röthenbach doch auch selbst eine christliche Gemeinde ist, aber, wie aus der Geschichte erkennbar, mit einem ganz eigenen Charakter.
Seit den Anfängen der LKG Röthenbach sind das (gemeinsame) Gebet und das Wort Gottes (die Bibel) die bleibenden Schaltstellen in unserer Gemeinde, denn: Es steckt ein großer Ernst dahinter. Doch wie gebetet wird oder auch wie die Bibel verstanden und mit ihr umgegangen wird, das hat sich verändert → das konkrete Leben der Menschen hat sich verändert.
Zum Beispiel hat die Vielfalt zugenommen. Traditionell bedeutete "LKG": Gemeinschaft unter Gleichgesinnten, worin auch das Zusammengehörigkeitsgefühl entsprechend stark ausgeprägt war. Seit Mitte der 2000er Jahre treffen in unserer Gemeinde jedoch verschiedene Frömmigkeiten mit unterschiedlichen (theologischen) Schwerpunkten besonders augenscheinlich aufeinander. So entstand - darauf eingehend - auch das Motto der 100-Jahr-Feier der LKG Röthenbach im Jahr 2009: "Miteinander in der Mitte bleiben".
Die Mitte der LKG Röthenbach ist der Glaube an Jesus, und zwar nur der (→ Apostelgeschichte 4,12).
Das vereint bei uns Katholiken, evangelische und frei - kirchliche Christen ebenso wie solche, die aus keiner (christlichen) Tradition kommen. Doch was das im Alltag genau bedeutet und wie das aussieht, das wird, anders, als in der Vergangenheit, wesentlich verschiedener ausgelebt. Das ist die Herausforderung.
Das heißt: Das Miteinander ist nicht mehr "aus einem Guss", sondern orientiert sich an den Interessen und Bedürfnissen von kleineren Gruppen, den Kleingruppen. In manchen wird Freundschaft gelebt, in anderen wird die Bibel gelesen, und wiederum andere stellen sich brennende Lebensfragen und probieren Dinge aus, die man im normalen Alltag nicht macht, um immer wieder Neues im Leben zu entdecken.
Was verbindet uns dann aber noch miteinander, denn mit mehr einzelnen Kleingruppen ist auch der "familiäre Zusammenhalt" in der LKG weniger von langjährigen Freundschaftsverhältnissen bestimmt?
Es ist der Glaube, nicht der einheitliche Tatendrang, nicht EINE gemeinsame Aufgabe und auch nicht EINE gemeinsame Vorstellung davon, was "Gemeinde" sei. Es ist das Zutrauen anderen Menschen gegenüber und die Offenheit, dass ein persönlich gelebtes Leben mit Jesus das überhaupt erst möglich macht und ausgestaltet, was man christliche Gemeinde nennt.
Wenn wir hier aus der Geschichte der LKG heraus von einem persönlichen Leben mit Jesus reden, dann reden wir davon, was uns in der ganzen Gemeinde, quasi "flächendeckend" am Herzen liegt. Mehr dazu bzw. mehr zu dem, was wir glauben, und wie das aussieht erfährst Du auf der nächsten Seiten.
Für noch tiefere oder auch ausführlichere Einblicke in die Geschichte unserer Gemeinde stellen wir dir nachfolgend gerne die Chronik der ersten 100 Jahre der LKG Röthenbach als Download zur Verfügung.